Evangelischen Seelsorge

Im Bereich der Seelsorge lehnt sich die evangelische Kirche zunehmend an die Methoden der Psychotherapie an. Die Entwicklung zeichnet sich seit den 1980er Jahren ab. In der so genannten Biblisch-Therapeutischen Seelsorge der evangelischen Kirche ergänzen sich die religiös spirituellen und die psychotherapeutischen Methoden. Um diese neuen Ansätze theologisch zu untermauern, wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass Psychotherapie und alttestamentarische Schöpfungsordnung im Einklang stehen und keine Gegensätze darstellen. Die evangelische Seelsorge ist trotz der modernen Methoden aus der psychotherapeutischen Praxis nicht als von Gott losgelöst zu verstehen. Vielmehr distanziert sich die Kirche sogar von ihrem sonst kritischen Ansatz. Nach dem Grundsatz der evangelischen Lehre ist jeder Christ als Seelsorger befähigt und dazu berufen, seinen Mitmenschen gegenüber mit Trost und geeigneter Hilfe beizustehen.

Institutionen in der evangelischen Seelsorge

Der Grundsatz der psychotherapeutischen Seelsorge wird von den Institutionen der evangelischen Kirche mehr und mehr integriert. Viele evangelische Seelsorger sind in der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie organisiert, die unter anderem eine spezielle Seelsorge-Ausbildung anbietet. Im Zuge der neuen Entwicklungen haben sich drei Bereiche der evangelischen Seelsorge herausgebildet: die systemisch integrative Einzel-Seelsorge, die systemisch integrative Paarseelsorge und die systemisch integrative Familienseelsorge. Auch die evangelische Kirche hat sich dem Medium Internet zugewandt. Die Tatsache, dass die Menschen immer weniger an einen Ort oder an eine Kirchengemeinde gebunden sind, hat die Kirche dazu veranlasst, Seelsorge via E-Mail anzubieten. Natürlich fungieren die Pfarrer der evangelischen Gemeinden nach wie vor als Seelsorger im christlichen und biblischen Sinne.

Praxis der evangelischen Seelsorge

In der evangelischen Seelsorge steht der Mensch als Individuum im Mittelpunkt. Die Seelsorge gleicht stellenweise einer Lebensberatung, in deren Verlauf der Ratsuchende in seinem eigenen Problemlösungsprozess unterstützt wird. Die evangelische Seelsorge leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Im Sinne der Bibel wird der Lebensmut der Angehörigen gestärkt, die den Tod eines Verwandten beklagen müssen. Trost und Kraft findet der Mensch in sich selbst, wenn er durch einen Seelsorger begleitet wird. Der Ratsuchende ist aktiv am Geschehen beteiligt, wodurch er die Fähigkeit erlangen soll, wieder in den Alltag zurückzufinden.

Trauerspruch der Hoffnung von Goethe